Kirchen in Bad Kissingen

Jakobuskirche Bad Kissingen

Sebastian Schön

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St. Jakobus in Bad Kissingen

St. Jakobus

Bis 1884 war St. Jakobus Pfarrkirche. Im Mittelalter war der Jakobustag (25. Juli) als Fest des Kirchenpatrons der jährliche hohe Festtag der Bürger- und Stadtrechte Kissingens. Kaiser Ludwig der Bayer hatte der Stadt, zugleich mit dem Jakobimarkt, das „Kaiserlich freie Jakobsgericht“ verliehen: über Vergehen, die innerhalb zwei Wochen nach diesem Fest geschehen waren. Am Jakobsgerichtstag führten die Lateinschüler ein Schauspiel auf.

Heute ist die Jakobuskirche in den Gassen der Altstadt versteckt und nur vom Rathausplatz in ihrer ganzen Größe zu sehen. Es ist wohl anzunehmen, dass hier schon im 12. Jahrhundert eine Kirche stand. 1286 ist vom Neubau einer der Mutter Gottes und dem Apostel Jakobus geweihten Kirche die Rede. Dabei wird auch ein Pfarrer Konrad erwähnt.

Der fünfgeschossige Turm stammt aus dem frühen 14. Jahrhundert. Darin befand sich der Altarraum der alten Kirche mit Kreuzrippengewölben, die jetzt verdeckt sind, und spitzbogigen Fenstern mit Vierpassmaßwerk. Heute dient der Raum als Sakristei. Die Schallfenster des Turmes haben nachgotisches Maßwerk. Um- und Neubauten des Langhauses sind aus der Zeit 1509, um 1600 und 1629 bezeugt. Die Kirche war bisweilen so baufällig, dass Lebensgefahr bestand. Sogar nach einem Neubau um 1629 fiel während eines Gottesdienstes ein Stein von der Decke herab. Aus den Akten geht hervor, dass die Bauschäden immer nur notdürftig behoben wurden. Wahrscheinlich war das Mauerwerk wenig solide in Lehmbauweise ausgeführt. Ein anderer Grund für den schlechten Zustand war die Unklarheit, wer die Baulast zu tragen habe, die bischöfliche Behörde, die Stadt oder auch die verschiedenen Filialgemeinden. Nach mehreren vergeblichen Restaurierungsversuchen wurde das Schiff der Kirche abgerissen und unter der Leitung des Würzburger Hofkammerrates Joh. Phil. Geigel von 1767- 1775 neu gebaut. Darum trägt der Chorbogen das Wappen des Fürstbischofs Adam Friedrich von Seinsheim (1755 – 1779).

Die Kirche ist – eine Seltenheit für die damalige Zeit - ein quadratischer Bau mit abgeschrägten Ecken. Sie hat eine umlaufende Empore, die sich auf beiden Seiten in drei Rundbögen gegen den Mittelraum öffnet. So ist ein intimer Raum entstanden, der starke Ähnlichkeit mit einer Hofkirche aufweist.

Die Ausstattung stammt eigentlich aus der Zeit zwischen 1772 bis gegen 1790, also aus dem Übergang vom Rokoko zum Klassizismus. So sind die Stuhlwangen noch schönes spätes Rokoko mit Ranken und Muscheln, ebenso der Opferkerzenleuchter. Dagegen sind die kleinen Altäre an den Seitenwänden schon völlig klassizistisch mit Sarkophagen und Urnen. Der Hochaltar ist ein hoher zweisäuliger Aufbau aus Stuckmarmor um 1780. Das Altarbild zeigt den hl. Jakobus auf dem Weg zum Martyrium. Er wurde nach dem Zeugnis der Bibel von Herodes Agrippa – wohl im Jahre 42 – hingerichtet. Er war der große Volksheilige des Mittelalters, zu dessen Grab in Compostela in Spanien die Gläubigen von weither pilgerten. Der Name des Malers Jos. Appiani, der auch in der berühmten Basilika von Vierzehnheiligen gearbeitet hat, ist auf dem Halsband des Hundes zu lesen. Der Auszug mit Putten und Voluten zeigt das Bild der heiligsten Dreifaltigkeit.

Die beiden Seitenaltäre sind einander ähnlich im Aufbau: Stuckmarmor mit ionischen Säulen. Statt eines Altarbildes hat der linke Altar ein gutes Holzkruzifix, der rechte eine Madonna. - Die beiden hübschen Altärchen an den Seitenwänden sind von Anton Petrolli aus Würzburg geschaffen. Die Mensa ist ein Sarkophag, die niederen Aufsätze zeigen Puttenköpfchen, Urnen und Kreuz.

Auch die schöne Kanzel ist wahrscheinlich von Petrolli (vielleicht aber auch von Materno Bossi, der u.a. auch an der Barockausstattung des Würzburger Domes maßgebend beteiligt war). An den Seiten sehen wir die Büsten der (damals bekannten) vier Erdteile. Auf dem Schalldeckel stehen eine Urne mit den Gesetzestafeln und Putten, die Leidenswerkzeuge tragen. An der Decke und in den einzelnen Stuckrahmenfeldern der Wände winden sich Lorbeergirlanden mit Bandschleifen und Kränzen und Rosetten aus Stuck.

Bedeutung:
Durch die verhältnismäßig kurze Bauzeit innerhalb einer Stilperiode hat das Innere der Kirche eine einheitliche Gestalt gewonnen, und wirkt in ihrer Überschaubarkeit und intimen Geschlossenheit anziehend.

Die Jakobuskirche ist Station auf dem fränkischen Jakobusweg, er von Fulda über Schweinfurt nach Würzburg führt. Pilger erhalten bei der Küsterin Frau Ingeborg Menz oder im Pfarrbüro Herz Jesu, Hartmannstraße 4, zu den Öffnungszeiten den Pilgerstempel.

Sebastian Schön

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Sebastian Schön ist aus dem hohen Norden, aber die Liebe hat ihn in den Süden verschlagen. Obst und getrocknetes Obst sind OK, aber Wein ist sein Lebenselexier. Er ist ein wandelndes Weinlexikon und deshalb bei uns für Unterfranken zuständig.